B1-Jugend
Quali

Aus der Ungewissheit in die Bundesliga

Vor ein paar Wochen noch undenkbar und jetzt Realität. Die neuformierte B1 des TV Nellingen spielt erneut in der Jugendbundesliga. Nachdem nahezu alle Spielerinnen des letztjährigen Bundesligateams den Verein verlassen hatten, standen zunächst lediglich ein paar wenige Spielerinnen des Vorjahrs aus der C1 und der B2 als Grundgerüst zur Verfügung, wovon immerhin drei bereits Bundesligaluft schnuppern konnten. Doch in kürzester Zeit formierte sich ein echtes Team, zwangsläufig auch durch Zugänge von Nah und Fern. So wusste wohl auch das Trainerteam um Patrick Lippmann, Pia Mühlich und Torwarttrainer Nils Bücker nicht so recht, welches Leistungsvermögen in ihrer Truppe steckt. Das Motto war: „wir geben alles und schauen, für was es reicht“.

So ging es Anfang Mai in die erste Qualirunde nach Geislingen. Doch nach einer unglücklichen Auftaktniederlage gegen die Gastgeberinnen wurde der erste große Schritt verpasst und es ging in ein Ausscheidungsspiel gegen Frisch Auf Göppingen (s. vorangegangener Bericht). Diese Partie konnte nach einer großartigen zweiten Spielhälfte deutlich gewonnen werden und so qualifizierten sich die Junghornissen für die Endrunde am 31.05./01.06 um die letzten vier Plätze im Süden. Diese wurde nun in Bietigheim-Bissingen ausgetragen, was immerhin eine kurze Anreise bedeutete.
Am Samstag ging es zunächst in zwei 3er-Gruppen um ein erstes Ranking, bei dem die jeweiligen Gruppensieger direkt qualifiziert waren. Die Nellinger Gegnerinnen waren die Turnerschaft St. Tönis als Vertreter des Verbands Niederrhein sowie die TSG Mainz-Bretzenheim aus Rheinland/Pfalz/Saar.
St. Tönis legte vor und besiegte die TSG beeindruckend mit 22:15. Dann der erste Auftritt des TVN gegen die Bretzenheimerinnen. Die Junghornissen starteten sichtlich nervös und so konnte sich zu Beginn der Nachwuchs des Zweitliga-Absteigers der Ischn Vorteile verschaffen. Eine Unterzahlsituation war es dann, die einen Ruck durchs Team gehen ließ. Sechs Tore in Folge drehten die Partie und es ging mit 11:14 für Nellingen in die Pause. Nach dem Wechsel blieb die Führung zwar knapp aber konstant, ehe in den letzten fünf Minuten ein letztlich deutlicher 23:29-Erfolg eingefahren werden konnte.
So kam es zum ersten Entscheidungsspiel gegen die Turnerschaft, einer körperlich sehr groß gewachsenen und robusten Mannschaft. Und es war klar, dass der TVN ans Limit gehen musste, um eine Chance zu haben. Und hellwach gelang eine schnelle 3:0-Führung, doch der weitgereiste Gast aus der Nähe Krefelds, die für hervorragenden weiblichen Handballnachwuchs bekannt sind und vergangene Saison ebenfalls Bundesliga spielten, schüttelte sich kurz und glich humorlos aus. Immer wieder schien sich die Partie zu deren Gunsten zu drehen, doch die Nellingerinnen ließen sich nicht abschütteln und es ging ausgeglichen 12:12 in die Pause. Und die Junghornissen ärgerten den Favoriten weiter. Acht Minuten vor Ende hielt der TVN eine Zwei-Tore-Führung. Doch dann folgte die spielentscheidende Phase zu Gunsten der Turnerschaft. Vier Treffer in Folge brachten St. Tönis auf die Siegerstraße und mit dem 21:23 ging das erste Direktticket letztlich verdient und vielumjubelt an den Niederrhein.
Die erste Enttäuschung war natürlich groß, schließlich fehlte nicht viel. In der Parallelgruppe sicherte sich Ahnatal/Calden aus Hessen das Direktticket, vor dem bayrischen Vertreter Forst United (eine Kooperation von TSV München-Allach 09 / TSV EBE Forst United) sowie der gastgebenden SG BBM Bietigheim.
Der Modus für den Sonntag war klar definiert: Die Zweit- und Drittplatzierten vom Samstag nehmen ihre Punkte aus dem Gruppenspiel gegeneinander mit in die Überkreuzspiele am Sonntag, in denen zwei weitere Plätze vergeben werden.
Den Auftakt des Finaltages bildete der Vergleich der beiden Zweitplatzierten. Und die Umstände gestalteten sich schwierig für die Junghornissen. Bereits um 7:30 Uhr ging es wieder Richtung Jahnhalle Bissingen und es wartete ein unangenehmer Gegner. Ebenfalls groß gewachsen und mit einer kompromisslosen offensiven Deckung stellten die Bayerinnen die Schwäbinnen vor große Herausforderungen. Zum einen vielleicht der frühen Anwurfzeit geschuldet, zum anderen der sehr großzügigen Spielleitung der beiden Schiedsrichterinnen ließen sich die Junghornissen früh den Schneid abkaufen. Von Beginn an lief man einem Rückstand hinterher, und während man sich im Angriff aufrieb kassierte der TVN viel zu schnelle Gegentreffer. In der zweiten Spielhälfte betrug der Rückstand dann konstant acht Tore, das Endergebnis von 24:29 sowie dem darauffolgenden Sieg von Bietigheim gegen Mainz-Bretzenheim sicherte Forst United das dritte Ticket im Süden.
So kam es im abschließenden Duell mit dem württembergischen Kontrahenten aus Bietigheim-Bissingen zum echten Endspiel um den letzten verbliebenen Platz in der Bundesliga. Die SG BBM ist aus vielen Begegnungen der jüngeren Vergangenheit bekannt und es lag Spannung in der Luft. So gestaltete sich der Beginn der Partie dann auch fahrig und nervös, man merkte beiden Teams auch die Belastung der vorangegangenen Spiele an. Die ersten zehn Spielminuten verliefen ausgeglichen, ehe sich die Junghornissen, angetrieben vom vielzähligen und durch Trommler lautstark unterstützten Anhang, mit sechs Toren in Folge wirkungsvoll absetzen konnte. Mit 8:13 ging es in die letzte Pause und die Vorteile lagen klar auf Seiten des TVN. Noch einmal Zähne zusammenbeißen und 20 Minuten alles reinwerfen. Bis zum großen Ziel stand dem Team von Patrick Lippmann bevor. Und seine Mädels lieferten! Fünf bis sechs Tore betrug der Vorsprung konstant und nach der Schlusssirene beim 17:21 brachen alle Dämme.
Die B1 des TV Nellingen hat sich tatsächlich durch die gesamte Qualifikation gespielt, holt sich auf den letzten Metern das vierte Süd-Ticket und spielt in der kommenden Saison erneut in der Jugendbundesliga. Ein riesiger Erfolg, der in den Stunden danach beim gemeinsamen Ausklang noch nicht richtig zu begreifen war. Nun gilt es das Erreichte sacken zu lassen, ehe der Fokus dann auf der kommenden Vorbereitungszeit liegt. Gespannt und voller Vorfreude erwarten die Junghornissen die Gruppeneinteilung und die kommenden Gegner der Vorrunde 2025/26.

Es spielten: Viktoria Gräf, Diana Storm; Frida Kemmner, Natalie Klapper, Emma Herrmann, Jorina Schade, Miya Salome Keil, Emilia Schulz, Isabell Patek, Lynn Benz, Wiebke Doepner, Romy Herrmann, Emmi Grundgeiger.